Neresheim. Der Erlös eines herrlichen Mundartabends mit „Schwobapfeil“ Siegfried Wiedemann in Neresheim dient der Völkerverständigung und hilft Bedürftigen in Entwicklungsländern.

Zugegeben: Als „fränkischer Zugereister“ war es nicht immer einfach, den Spitzen und Pointen folgen zu können. Doch da die Besucher im voll besetzten Saal des katholischen Gemeindezentrums von Neresheim immer an den richtigen Stellen lachten, applaudierten, schmunzelten oder tief verstehend nickten, konnte man leicht auf die schwäbischen Heimatwurzeln der Anwesenden schließen.

Spätestens aber dann bei den gemeinsam aus tiefer Seele gesungenen Liedern wie „Mädel ruck, ruck, ruck“, dem sicher etwas derben „i ben fidel“ (alle fünf Strophen) oder dem immer wieder so beliebten Schwabenhit „auf dr schwäbschen Eisabahna“ war das urschwäbische Gemeinschaftsgefühl auf dem absoluten Höhepunkt angekommen.

Ganz ehrlich muss man sagen: Es war wahrlich kein gewöhnlicher Kulturabend, zu dem die Kolpingsfamilie Neresheim da am Dienstagabend geladen hatte. Zu Gast war nämlich mit dem „Schwobapfeil“ Siegfried Wiedemann aus Unterkochen ein Urgestein, das sich den Erhalt der Heimatsprache auf die Fahne gebrannt hat.

„Schließlich hat die UNESCO festgestellt, dass das Schwäbische ausstirbt“, meinte er. Dafür gab es dann Mundart satt bis hin zu einem Rate- und Lernspielchen mit dem Publikum. Noch besser: Der rüstige Rentner Wiedemann hat im Laufe der letzten Jahre viele Gedichte, Anekdoten, Weisheiten und Sprüche schwäbischer Dichter gesammelt und mit eigenen, sehr guten Gedichten, Wortspielen und auch Weisheiten ergänzt.

Genau gesagt hat er alle noch verfügbaren Gedichtsammlungen vieler schwäbischen Dichter zusammengetragen und kann jetzt auf einen Fundus von rund 150 Büchern mit über 2000 schwäbischen Gedichten und Geschichten zurückgreifen.

Es war ein Genuss und oft auch berührend, einen schönen Teil davon zu hören. „Denn schwäbisch ist nicht nur lustig, sondern auch ernst“, betonte er.

Ihm zur Seite stand mit Musiker Günther Fröhlich und seinem Akkordeon sicher die ideale Ergänzung für einen fröhlichen, beschwingten und vor allem auch tief greifenden Abend bei Schmalzbrot und Most.

Die Erlöse des Abends gingen übrigens an den Verein „Menschen im Dialog“ aus Neresheim. Vorstand Ralf Ledl dankte in einer Pausenansprache für die Spenden und erläuterte kurz die Ziele des Vereins: Durch Bildungs- und Gesundheitsförderung sowie Völkerverständigung soll eine Verbesserung der Lebenssituation bedürftiger Menschen in Entwicklungsländern erreicht werden.

Für diese hehren Ziele ein schwäbischer Mundartabend zur Erhaltung einer wunderbaren Sprache unter dem Dach der Ideale Kolpings. Das hatte wirklich etwas und nicht vergessen: „Kommt machet mit, es wird schwäbisch g‘schwätzt“.

© Schwäbische Post 06.11.2019 20:26