Blick über den Kirchturm

Benefizabend für die Kirchensanierung mit Historik und Kabarett

Mut zum theologischen Kabarett? In Neresheim? Man sieht erst und hört dann Schwarz. Fabian D. Schwarz. Einen Kabarettisten und Theologen der zeigt, was da gut möglich sein kann. Zuvor hatte Dr. Frank Raberg mit tiefen Einblicken in 500 Jahre Geschichte der Stadtpfarrkirche fasziniert. Eine toller Benefizabend, den die Kolpingsfamilie Neresheim da auf die Beine gestellt hatte.

Heribert Andres

 Neresheim. Wie wäre es damit: „Jesus ist Single“ steht auf der Facebookseite des Gottessohnes. „Kardinal Meisner und zwei anderen gefällt das“ wurde der Block geteilt. Ein kleiner Ausschnitt, wie sich Schwarz mit seinen Themen auseinandersetzt. Den Zölibat und Frauen in der Kirche zum Beispiel oder wie er sagt: „Warum soll die katholische Kirche über die Frau an der Seite Jesu diskutieren? Er hatte doch gar keine!“
Mein Gott, was für ein Typ, der das Katholik sein und dazu gefühlt den Rest der Welt gekonnt verbal karikiert. Dabei kratzt er manchmal ganz massiv an den Grenzen zum Despektierlichen und überschreitet diese auch. Für manchen – und wohl nur, wenn man nicht bereit ist, die Ehrlichkeit und die Wahrheit dahinter offen wahrzunehmen. Oder, um noch einmal Schwarz zu zitieren: Bei der Einweisung des Neuankömmlings im Himmel weist Petrus auf eine Gruppe Leute, die abseits an einer Mauer steht und erklärt: „Das sind die Katholiken. Die meinen, sie wären alleine hier.“ Das sitzt. Vor nicht allzu langer Zeit hätte Schwarz für derartige Worte wohl ernsthaft Probleme bekommen – zum Beispiel in manchen der Zeiten, von denen zuvor Dr. Frank Raberg sprach. Der bekannte Historiker und Politologen offerierte den Zuhörern einen Abriss über „500 Jahre Stadtpfarrkirche und Stadtpfarrer in Neresheim“ und zeigte wieder einmal: Geschichte fasziniert, denn Raberg versteht es Menschen mit tiefen Einblicken in den Alltag früherer Jahre in den Bann zu ziehen. „Mehr als 500 Jahre Stadtpfarrkirche und Stadtpfarrer“ und das direkt darauf bezogene Zeitgeschehen waren „als kleiner Abriss, einem Kratzen an der Oberfläche“, seine Inhalte an diesem Abend. „Ein Thema, das Wert ist, sich intensiv damit zu beschäftigen“, erläutert Dr. Raberg und streift die Neuzeit mit den Namen der letzten, vielen noch bekannten Stadtpfarrern genauso wie das Dritte Reich, die Kaiserzeit, die Säkularisation und Neuordnung durch Napoleon, die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und das Denken in den Jahren der Hexenverbrennung, die auch in Neresheim ernsthaftes Thema war.. Irgendwie auftrat. Fabian D. Schwarz. Den Namen darf man sich merken.

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Von Stadtpfarrern und provokanten Kabarettisten

Benefizabend der Kolpingsfamilie Neresheim mit Geschichte und Kabarett kommt an

 

Kabarettist Fabian D. Schwarz nahm die Zuhörer auf eine provokante Reise durch die Welt des Glaubens. (Foto: Uschi Zurke)

NERESHEIM / uz Unter dem Motto: „Wir schauen über den Kirchenturm hinaus“, hat die Kolpingsfamilie Neresheim am Samstagabend zu einem Benefizabend in das Gemeindezentrum Neresheim eingeladen. Der Erlös des Abends fliest in die Kirchenrenovierung.

Dr. Frank Raberg beleuchtete die über 500-jährige Geschichte der Neresheimer Stadtpfarrkirche samt Stadtpfarrern zwischen Bauernkrieg und Gegenwart. Als Stadtpfarrkirche diente bis 1465 zunächst die so genannte Gottesackerkirche, die heutige Friedhofskirche, erklärte Raberg. Der Friedhof befand sich vor Urzeiten neben dem heutigen Samariterstift. Dies zeigen heute teilweise noch die dortigen Grabsteine. Die Stadtpfarrer waren vor allem als Seelsorger und Bestatter tätig. Der erste ernannte Stadtpfarrer, zu württembergischer Zeit, war der ehemalige Benediktiner Mönch Paul Lasser. Er setzte sich unter anderem dafür ein, dass vakante Pfarrstellen entsprechend mit Benediktinermönchen besetzt wurden, erläuterte Raberg. Pfarrer der Nachkriegszeit waren Hermann Pierro, Benediktinerpater Ansgar von Twickel sowie Stadtpfarrer Josef Manz. In dessen Amtszeit (1974 bis 1996) wurde der katholische Kindergarten sowie das Gemeindezentrum neu gebaut. Ebenso fand die Übergabe eines Schulsaales an die Kolpingsfamilie statt. Nachfolger von Manz wurde Martin Leo Schulz, der das Amt als Stadtpfarrer von 1997 bis 2008 innehatte. Seit 2008 Stadtpfarrer Adrian Warzecha dieses Amt aus.

Nach dem interessanten Vortrag ergriff Kabarettist und Theologe, Fabian D. Schwarz, das Wort. Etwas bissig, provokant mit vielen Pointen, philosophierte er über das Leben und vor allem über den Glauben. Dabei bedient er sich aktuellen Themen. Er stellte dabei viele Fragen und hatte darauf interessante Antworten parat. Dass das Leben sinnvoll ist und es manchmal gut tut, etwas Verrücktes zu tun, gab er am Ende dem begeisterten Publikum mit auf den Weg.